Katastrophenstimmung in der Lehrausbildung Vorarlbergs: Notbremse

Trotz einer immens teuren Lehrlingsförderung für die Betriebe schaffte es der Lehrlingsbeauftragte der Bundesregierung, der Vorarlberger KommR Egon Blum nicht, die Situation auf dem Lehrstellenmarkt zu verbessern. In einem 53 Seiten starken Propagandapapier wird zwar dargetan, dass - obwohl 4,7 Millionen Euro für den "Blum-Bonus" verschleudert wurden - de facto aber im Juli 2008 trotzdem ein Lehrstellenmanko von 103 Stellen allein in Vorarlberg vorlag. Die Situtation dürfte sich ohendies noch verschärfen.

Die Logik der Leere der Lehre. Der Propaganda-Bericht ist nicht das Papier wert, auf dem er gedruckt ist. Denn die Vorarlberger Realität ist, dass nicht Lehrlingsausbildung sondern Hilfsarbeiterrekrutierung gefördert werden. Seit über einem Jahrzehnt liegen die Ergebnisse der Lehrabschlussprüfungen in Vorarlberg am Bundesländerende. Dies trotz des Umstandes, dass in Vorarlberg das weitaus qualifizierteste "Rohmaterial" für die Lehrausbildung vorhanden ist, denn die guten Schüler werden in Vorarlberg durch die Schulverwaltung nach wie vor an einer qualifzierten Ausbildung vorbeigeschleust. In keinem anderen Bundesland müssen sich soviele begabte Jugendliche lediglich mit einer Lehrausbildung zufrieden geben. Und trotzdem: In Summe schliesst alle fünf Jahre ein gesamter Lehrlingsjahrgang die Lehrausbildung nicht als Geselle sondern als Hilfsarbeiter ab. Dies obwohl sie in der Lehrausbildung lediglich mit Lehrlingslöhnen abgespeist wurden und ein für die Steuerzahler sündteuerer Blum-Bonus diese Hilfsarbeiterbeschäftigung statt Ausbildung noch subventioniert wurden.

Subvention für Niedriglöhne und Hilfsarbeiterrekrutierung. Fakt ist, dass der Blum-Bonus in Vorarlberg Arbeitslosigkeit schafft und die Niedriglöhne durch subventionierte (Lehr-)Hilfsarbeiter subventioniert und noch weiter nach unten drückt. Trotz des Propagandapapiers musste man die Notbremse ziehen: Seit 1. Juli 2008 ist der "Blum-Bonus-2" gültig. Nun werden nur mehr jene Unternehmen gefördert, die jetzt Lehrlinge ausbilden und das zuvor nicht getan haben. Während die Prämie früher bis zu 8.400 Euro jährlich pro Lehrling betrug, sind es nun nur mehr maximal 3.000 Euro. Die Arbeitslosenstatistik zeigt deutlich die höchste Arbeitslosenrate zwischen 20 und 25 Jahren. Die billigen Lehrling ohne Abschluss, Fachjargon "Unqualifizierte" werden nun wieder durch neue, billigere und subventionierte "Auszubildende" ersetzt.

Lehrausbildung wenig innovativ. Eine eben erst erschienene Studie der Bertelsamnnstiftung, welche die Berufsausbildung in Deutschland, der Schweiz und Österreich vergleicht , sagt: "Die Anstrengungen der Berufsbildungspolitik und -verwaltung sowie der Sozialpartner und das nachlassende Interesse der Wirtschaft und der Schulabgänger an der dualen Berufsausbildung in den letzten Jahrzehnten sind sicher auch Ausdruck einer Innovationsschwäche des Systems, die von den Berufsbildungsexperten hervorgehoben wird. Da Berufsschullehrer in Österreich nicht in universitären Studiengängen ausgebildet werden, fehlt weitgehend die Basis für eine Forschungsinfrastruktur für die Berufsbildungsforschung. Die bestehenden Forschungseinrichtungen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen stützen zwar den nationalen Berufsbildungsdialog, für eine innovative Berufsbildungspolitik wäre jedoch eine deutliche Ausweitung der Berufsbildungsforschung erforderlich.

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