Kopf oder Zahl?


Rabatte und Preisaktionen sind meistens Prozentrechnungen. Können aber die Verbraucher den Preis(nachlass) wirklich eruieren, wenn das Angebot etwa lautet "2+1 gratis"? Auf die verhältnismäßig schlichte Frage eines Marktforschungsinstitutes "Jeder fünfte Abgeordnete bedeutet was: 5, 20 oder 60 Prozent?" versagten mehr als jeder dritte Befragte schon aus der Gruppe der Mittel- und Hochschulabsolventen!

Bei Wahrscheinlichkeitsberechnung ist überhaupt Nachsitzen angesagt Jeder Dritte verrechnet sich bei Wahrscheinlichkeiten – dabei ist das Thema wesentlicher Bestandteil des Mathematikunterrichtes und der wöchentlichen Lottoziehung. Aber selbst bei einfachen Prozentrechnungen versagen Abiturienten und Hochschulabsolventen zu über einem Drittel.

Im Auftrag von CASIO hat das Meinungsforschungsinstitut forsa Ende 2008 deutschlandweit 1.005 Personen ab 18 Jahren nach dem Stellenwert von Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik fürs Berufsleben befragt. Die Antwort ist eindeutig: Die deutliche Mehrheit der Befragten (72 Prozent) ist sich sicher, dass die in der Schule erworbenen mathematischen Kenntnisse im Berufsleben sehr nützlich sind. Doch das Gelernte bleibt nicht lange hängen: 39 Prozent der Befragten glauben, die Kenntnisse seien zwar wichtig, doch im Job hätten die meisten sie schon wieder vergessen. Dabei finden Frauen (76 Prozent) die Kenntnisse etwas wichtiger als Männer (69 Prozent). Auch regional gibt es Unterschiede: Fast jeder vierte Westdeutsche (23 Prozent) bezweifelt die Wichtigkeit der Kenntnisse für das spätere Berufsleben – bei den Ostdeutschen ist es nur etwa jeder siebte (15 Prozent).

Zwar messen die Deutschen der Wahrscheinlichkeitsrechnung laut CASIO Mathemonitor einen hohen Stellenwert bei, doch wenn es ums eigentliche Rechnen geht, zeigen sie deutliche Schwächen. Folgende Aufgabe sollten die Befragten lösen:
„Beim Münzwurf liegt dreimal hintereinander ‚Kopf’ oben. Was folgt beim nächsten Wurf? Wahrscheinlich Kopf, wahrscheinlich Zahl – oder ist beides gleich wahrscheinlich?“

Das erstaunliche Ergebnis zeigt, dass die Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung tatsächlich schnell wieder vergessen worden sind: Fast jeder dritte Befragte (30 Prozent) weiß nicht, dass die Wahrscheinlichkeit für beide Möglichkeiten gleich groß ist. Jeder Fünfte (21 Prozent) hingegen glaubt, dass nun logischerweise „Zahl“ folgen müsse. Männer (69 Prozent) lösen diese Aufgabe häufiger richtig als Frauen (60 Prozent), Jüngere (70 Prozent) häufiger als Ältere (57 Prozent) und formal besser Gebildete (76 Prozent) deutlich souveräner als die Befragten mit niedrigerem Bildungsabschluss (59 Prozent). Auch die besser Verdienenden mit einem Haushaltsnettoeinkommen von 3.000 Euro oder mehr schneiden bei der Wahrscheinlichkeitsaufgabe überdurchschnittlich gut ab: Gut drei Viertel dieser Gruppe (73 Prozent) wissen die richtige Lösung, wobei doch mehr als ein Viertel auch in dieser Einkommensgruppe die richtige Antwort nicht einmal erraten konnten.


Mehr:
1. Mathemonitor 2008 - Zusammenfassung, pdf., 5 S., 15.10.2008, 72 KB
2. Tabellen, pdf., 6 S., 15.10.2008, 74 KB