Schon gehört: Entrepreneurship-Kapital.

Vielleicht ist es angesichts der Finanzkrise nicht der Tag für dieses Thema. Allerdings - um bei einem Wahlslogan zu bleiben: Wann, wenn nicht jetzt?

Als am 9. August 1995 die von Marc Andreesen gegründete Firma Netscape an die Börse ging, war sie bereits mittags rund drei Milliarden Dollar wert. Die Firmengründer ließen sich als erste Internet-Milliardäre feiern. Doch die Internetblase brachte nicht nur Milliardäre hervor. Was bleibt zu lernen?

Gründungsintensität. Tatsächlich sind die Max-Planck-Wissenschaftler bei ihren Arbeiten auf ganz neue Entwicklungsmuster in der Wirtschaft gestoßen, die von den herkömmlichen Theorien so nicht erfasst werden. Diese sahen wie folgt aus: Eine erfolgreich wachsende Firma zieht qualifizierte Arbeitnehmer in die Region – das Humankapital wächst. Anbieter von Serviceleistungen und Zulieferer siedeln sich an, die sich spezifisch auf die Bedarfe des Unternehmens ausrichten. Innerhalb der Region kommt es zu Wissensflüssen (Knowledge Spillover), dadurch dass Mitarbeiter verschiedener Unternehmen Kontakt miteinander haben. Auch Kooperationen, die einen regelmäßigen Austausch von Wissen erfordern, lassen sich vor Ort einfacher und kostengünstiger gestalten. Darüber hinaus haben die Unternehmen Einfluss auf die regionale Politik – sei es durch die öffentliche Wahrnehmung der Branche oder durch bewusstes Lobbying –, so zum Beispiel, wenn es um die wissenschaftliche Ausrichtung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen geht. All diese Faktoren führen dazu, dass sich weitere Unternehmen aus der Branche in der Region ansiedeln. Im Fachjargon spricht man von Clusterbildung.

Entrepreneurship-Kapital. Der Wirtschaftswissenschaftler David B. Audretsch bezeichnet die Fähigkeit einer Region, unternehmerisches Verhalten zu erzeugen, als das „Entrepreneurship-Kapital“ der Region. Dazu gehören Aspekte wie die soziale Akzeptanz unternehmerischen Verhaltens, Personen, die mutig genug sind, das Risiko einer Unternehmensgründung auf sich zu nehmen, sowie Banken und Risikokapitalgeber, die bereit sind, ein solches Risiko, aber natürlich auch den Nutzen zu teilen. „Je mehr Neugründungen es in Relation zur Einwohnerzahl gibt, desto größer ist das Entrepreneurship-Kapital der Region. Und je größer das Entrepreneurship-Kapital, das zeigen statistische Analysen, desto größer ist die wirtschaftliche Produktivität“, so der Amerikaner, der seit 2003 Direktor am Max-Planck-Institut für Ökonomik ist.

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Vom Dotcom zum Cluster (Geomax Herbst 2007), 4 S., pdf., 345 kb
29.9.08/18.1.12/